Die Wichtigkeit eines wirkungsvollen Kopf- und Nackenschutzes im Motorsport ist unbestritten. In fast allen Rennserien ist inzwischen die Verwendung eines homologierten Kopf- und Nackenrückhaltesystems vorgeschrieben. Sprach man bis vor kurzem umgangssprachlich noch von einer „HANS-Pflicht“, so gibt es inzwischen mit dem Simpson-Hybrid-System auch eine ebenfalls FIA-konforme Alternative. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, spricht man nunmehr von FHR-Systemen (Frontal Head Restraint), also ganz allgemein von Systemen, die den Kopf im Unfallsfall stabilisieren.
Das Grundprinzip
Das Verletzungsrisiko bei plötzlichen Verzögerungskräften ist äußerst groß, wenn zwar der Körper angeschnallt ist, der Kopf aber frei beweglich bleibt. Das Ziel bei der Entwicklung von FHR-Systemen war es daher, eine Vorrichtung zu schaffen, mit der die Gefahr einer schweren Verletzung durch gewaltsamen Ruck des frei beweglichen Kopfes und Helms bei einem Aufprall reduziert würde. Bei hohen Geschwindigkeiten kann der Druck auf Hals und Nacken durch Belastung, Scher- und Zugkräfte enorm sein. Im schlimmsten Fall kann dies zu schweren Kopf- und Halswirbelverletzungen führen.
FHR-Systeme – ganz egal ob HANS oder Hybrid – funktionieren nach dem Grundprinzip, dass das System über den Schultergurt fixiert und mittels Bändern mit dem Helm verbunden wird. Sie stabilisieren somit im Unfallsfall den Kopf, sodass er sich zusammen mit dem restlichen Körper bewegt. Kopf und Körper werden als Einheit vom Gurt gesichert. Dabei werden Kopf und Nacken bei einem Unfall entlastet.
Die Entstehungsgeschichte
HANS steht für Head And Neck Support. Die Entwicklung begann in den 1980er Jahren in Amerika durch den Mediziner Dr. Robert Hubbard und seinen Schwager und Rennfahrer Jim Downing. Anfangs waren die Systeme recht groß und unpraktisch in der Anwendung. Stete Weiterentwicklung und der durch schwere Unfälle hervorgerufene Druck, die Fahrersicherheit zu verbessern, führte dann mit Beginn der 2000er Jahre zum vermehrten Einsatz der inzwischen wesentlich kompakteren Systeme bis hinunter in den Breitensport.
Der Ursprung der Hybrid-Systeme liegt in der nur in den USA verwendeten Hutchens-Device. Entwickelt vom Rennfahrer Bobby Hutchens gemeinsam mit dem heutigen Simpson-Entwicklungsleiter Trevor Ashline nahm dieses System einige der heutigen Designparameter der Hybrid-Systeme vorweg. Seine Anwendung war aber anfangs äußerst unpraktisch und erst intensive Entwicklungsarbeit sorgte dafür, dass mit den heutigen Hybrid-Systemen auch die strengen FIA-Prüfungen erfüllt werden konnten.
HANS vs. Hybrid – die Unterschiede
HANS ist nach wie vor das meistverbreitete FHR-System. Es liegt auf den Schultern auf, hat zwei Auflagen auf dem Brustkorb und ein hinter dem Helm nach oben laufendes Kopfstück. Die Schultergurte laufen über die beiden Brustauflagen und ein bewegliches Band verbindet das Kopfstück mit den HANS-Clips am Helm. HANS-Systeme werden in unterschiedlichen Größen (basierend auf der Kragenweite des Fahrers) und in unterschiedlichen Winkeln (z.B. für Tourenwagen oder Formel-Fahrzeuge) angeboten.
Hybrid-Systeme dagegen liegen – im Gegensatz zum HANS-System – nicht auf Schlüsselbein und Brust auf, sondern sitzen auf Schulter und Rücken. Der Sicherheitsgurt liegt daher bei Hybrid direkt auf dem Körper auf, wodurch der Fahrer ein verbessertes Fahrgefühl durch optimalen Kontakt zum Fahrzeug hat. Darüber hinaus stützt Hybrid den Rücken nach unten ab, läuft aber nicht hinter dem Helm nach oben. Dadurch ermöglicht es einfacheres Ein- und Aussteigen (ohne „Einhaken“ am Überrollkäfig) und eine angenehme Sitzposition (ohne dass der Kopf nach vorne gedrückt wird). Durch seinen Aufbau kann ein Hybrid-System in nahezu jeder Sitzposition eingesetzt werden. Wechselt ein Fahrer also z.B. zwischen Formel- und Tourenwagen, so kann er beide Einsätze mit demselben Hybrid-System fahren. Lediglich die Länge der Helmbänder ist der jeweiligen Sitzposition anzupassen. Und Hybrid bietet einen Sicherheitsvorteil: es stabilisiert den Kopf sowohl bei frontalem als auch seitlichem Aufprall.
Ist Hybrid also die „bessere“ Lösung? Nicht unbedingt, es hat nicht nur Vorteile gegenüber HANS. Zum einen ist es deutlich teurer und zum anderen ist die praktische Anwendung auch etwas schwieriger. So lassen viele Fahrer HANS und Helm immer verbunden und setzen es als Einheit auf. Das funktioniert mit Hybrid so nicht und daher ist das An- und Ausziehen eines Hybrid-Systems mit seinem Brustgurt immer etwas aufwendiger.
So haben beide Systeme ihre Vorzüge aber auch Nachteile. Beide sind aber gleichermaßen FIA-zugelassen und erhöhen die Sicherheit im Motorsport in ähnlichem Maße. Welches System nun für den jeweiligen Einsatzbereich am besten geeignet ist, sollte man daher vor dem Kauf probieren. Und wenn man schon dabei ist, am besten auch gleich über wesentliche Punkte im Umfeld beraten lassen: denn ihre optimale Wirksamkeit erzielen sämtliche FHR-Systeme nur bei richtiger Gurtgeometrie, guter Anbindung an den Helm und richtiger Abstimmung mit dem verwendeten Sitz.