Der mit Abstand wichtigste Ausrüstungsgegenstand eines jeden Motorsportlers – mal abgesehen vom Fahrzeug an sich – ist mit Sicherheit der Sturzhelm. Er bietet Schutz, muss bequem zu tragen sein und ist im professionellen Sport häufig der einzige Teil der Ausrüstung, der vom Fahrer selbst gewählt wird. Was aber macht einen guten Helm aus und worauf ist bei der Auswahl zu achten?
Die Basics: Prüfnorm
Die Anforderungen an Helme im Automobilsport sind extrem hoch und die Prüfnormen interessanterweise auch wesentlich strenger als beispielsweise bei Motorradhelmen. Auch für den Kartsport gibt es eigene Helme mit speziell darauf abgestimmten Eigenschaften.
Die ersten „echten“ Standards für Automobilhelme entstanden in den 1950er Jahren durch die amerikanische Snell Memorial Foundation. Diese Stiftung wurde nach dem Unfalltod des Rennfahrer William Snell gegründet, dessen Helm keinen ausreichenden Schutz geboten hatte. Seit damals wurde die Helmentwicklung stetig vorangetrieben und in regelmäßigen Abständen verbesserte Snell-Normen veröffentlicht. Bis vor wenigen Jahren übernahm die FIA für den europäischen Motorsport unverändert diese amerikanischen Prüfnormen.
Inzwischen gibt es jedoch eigene FIA Normen, sowohl für den Automobil- als auch den Kartsport. Hierbei ist zu beachten, dass in vielen internationalen Automobilsport-Serien höhere Prüfnormen verlangt werden als im normalen Breitensport. Im Kartsport gibt es dagegen eine eigene Norm für Kinder und Jugendliche, deren Helme sind von den Erwachsenenhelmen deutlich unterscheiden. Man sollte sich daher vor dem Helmkauf genau informieren, welche Bestimmungen für den jeweiligen Einsatzbereich gelten.
Welcher Helm für welchen Einsatz?
Formelfahrzeug oder Tourenwagen? Rallyesport mit Intercom? Trackday? Kartsport? Jeder Einsatzbereich stellt eigene Anforderungen an die verwendeten Helme. Spannend wird es, wenn ein Fahrer in verschiedenen Kategorien an den Start geht und einen Helm sucht, der möglichst universell einsetzbar ist.
Helme für offene Fahrzeuge benötigen gute aerodynamische Eigenschaften. Hier geht es gar nicht so sehr darum, das „letzte Zehntel“ an Rundenzeit herauszuholen, sondern vielmehr sorgen Helme mit schlechter Aerodynamik bei höheren Geschwindigkeiten für einen unangenehmen Sog am Kinnriemen. Darüber hinaus soll die Kombination aus Belüftungssystem und Visiertechnik dafür sorgen, dass einerseits eine gute Be- und Entlüftung gegeben ist und andererseits ein Beschlagen des Visiers vermieden wird.
Helme für geschlossene Fahrzeuge verfügen in der Regel über einen etwas größeren Visierausschnitt. Luftzufuhr und gute Rundumsicht sind hier noch wichtiger, daher kommen häufig nach wie vor auch Jethelme zum Einsatz. Und im Rallyesport dreht sich natürlich alles um das Thema Intercom, also die Kommunikation zwischen Fahrer und Beifahrer.
Zubehör und Zusatzausstattung
Ganz wichtig ist natürlich auch, dass für den jeweiligen Einsatzbereich entsprechendes Zubehör erhältlich ist. Auch hier unterscheiden sich die Anforderungen: bei offenen Fahrzeugen kann die Aerodynamik mittels nachrüstbarer Spoiler weiter verbessert werden, wodurch der Luftstrom optimal über den Helm geleitet wird. Abreißvisiere bringen nicht nur stets klare Sicht sondern verlängern auch die Lebensdauer der Visiere. Stichwort Visiere: hier gibt es eine riesige Auswahl an Farben und Tönungen, um sie optimal auf das Helmdesign und die Lichtverhältnisse abstimmen zu können. Übrigens: auch für viele Jethelme gibt es inzwischen Nachrüstvisiere zum Sonnenschutz!
Ein wichtiger Punkt ist auch die Kommunikation (im Rallyesport zwischen Fahrer und Beifahrer, im Rundenstreckensport zwischen Fahrer und Box). Häufig übersehen wird dabei, dass im Helme verbaute Kopfhörer nur im Rallyesport zulässig sind. Für alle anderen Einsatzbereiche gibt es Kommunikationslösungen mit im Helm verbauten Mikrofonen und separaten Ohrstöpseln (also Gehörganglautsprechern, die direkt in die Ohren gesteckt werden).
Individuelles Design und Lackierung
Die Lackierung eines Helms ist die persönliche Visitenkarte eines jeden Rennfahrers. Jeder Motorsportfan erinnert sich an das legendäre Gelb-Grün von Ayrton Senna oder das Rot-Weiß-Rot von Niki Lauda. Doch wie geht man bei Lackierungen richtig vor und was erlaubt das Regelwerk? Streng genommen ist jede Modifikation zum Auslieferzustand eines Helms verboten. Vertraut man seinen Helm einem schlechten Lackierer an, besteht die Gefahr von nicht unerheblichen Schäden am Helm (so kann z.B. Lack durch schlecht abgeklebte Belüftungsöffnungen in den Helm eindringen und den für die Sicherheit extrem wichtigen Absorptionskörper beschädigen). Die verschiedenen Hersteller bieten hier unterschiedliche reglementkonforme Lösungen an: BELL hat eine eigene Lackierabteilung direkt im Werk. Der italienische Hersteller STILO bietet einen besonderen Zusatzservice: Helmaußenschalen können vorab zum Lackierer der Wahl geschickt werden und gehen nach der Lackierung zurück in’s Werk zur Endmontage.
Die Qual der Wahl
Um den optimalen Helm zu finden, sollte man in jedem Falle vor dem Kauf ausgiebig probieren! Wir bieten hier stets eine große Auswahl zur Anprobe und stehen auch gerne bei Fragen zu Reglement, Technik und Einsatzbereich zur Verfügung. Die richtige Passform des Helms erhöht nicht nur den Tragekomfort sondern auch die Sicherheit! Und ganz wichtig: nach einem Unfall sollte der verwendete Helm unbedingt genau überprüft werden: ist die Schale unversehrt? Gibt es Rissbildungen bei den Aufnahmen der HANS-Clips? Ist der interne Druckkörper eventuell gestaucht oder sogar gebrochen? Im Fall des Falles am besten den Händler des Vertrauens zur Beratung aufsuchen!